KULTURPROJEKTE NIEDERRHEIN E.V. /// FÖRDERUNG REGIONALER VERNETZUNG AM NIEDERRHEIN

SCHON DABEI?

NRZ, 10.09.2024, Dinslaken

Günter „Baby“ Sommer spielte mit seinem Trio auf dem Hof Emschermündung in einer atmosphärischen Umgebung. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Konzert in Dinslaken: Apfelhof-Trio spielt unterm Walnussbaum

DINSLAKEN

Das Apfelhof-Trio spielte ein Konzert auf dem Hof Emschermündung. Die Musiker hatten ganz besondere Botschaften dabei.

Von Bettina Schack

Das Apfelhof-Trio spielt unterm Walnussbaum und Dinslaken ist um eine lauschige Open-Air-Spielstätte reicher. Am Dienstag veranstaltete der Verein Kulturprojekte Niederrhein zum ersten Mal eines seiner jazzigen Hofkonzerte im Kreis Wesel in Dinslaken und der Abend auf dem Hof Emschermündung in Kooperation mit der Emschergenossenschaft begann mit einem echten Paukenschlag. Oder genau genommen mit sehr vielen und rhythmisch unglaublich reich variierten, trippelnden, treibenden, die Ohren kitzelnden und die Herzen höher schlagen lassenden Trommelschlägen.

Günter „Baby“ Sommer machte gemeinsam mit Achim Tang (Bass) und Markus Türk (Trompete) ein von Bäumen und Geräteschuppen eingefasstes Wiesenstück hinter dem Hof zur Spielwiese seines experimentellen Freejazz. Der Name des Trios geht übrigens auf ein anderes Konzert der Reihe zurück: Das Trio formierte sich auf einem Apfelhof. Höfe als Orte im Kreis Wesel, in denen nicht nur Bäume und Pflanzen, sondern auch die Kultur Früchte trägt: Das ist auch das Konzept der Reihe.

Klänge wurden zum Teil der nächtlichen Rheinaue

Ein verhältnismäßig kleines Schlagzeug, ein paar Klangschalen, Sticks, Besen, Schlägel und Maracas, viel mehr braucht Sommer nicht. Unterm purpur ausgeleuchteten Walnussbaum mit seiner tiefen, aber ausladenden Baumkrone steht nicht einmal ein Bühnenpodest, geschweige irgendeine technische Anlage. Die experimentellen Sounds, die melodischen Fragmente, der singende Klang des Kontrabasses und Sommers Ausrufe, sein Lachen und seine rhythmisch intonierten Klangsilben mischen sich nicht allein mit Türks Trompetenspiel, bei dem man sich nur wundern kann, wie viele Töne gleichzeitig durch die Windungen des Messings huschen können.

An diesem Spätsommerabend werden sie Teil zur nächtlichen Rheinaue mit all ihren geheimnisvollen Geräuschen. Eine Wildgans antwortet auf den Ruf der Trompete, das rhythmische Reiben der Besen auf den Trommelfellen setzt sich gegen das Knacken von Zweigen und Rascheln von Laub durch und das Dröhnen eines Flugzeugs vermischt sich mit dem sanften Brummen des gestrichenen Kontrabasses.

„Für ein buntes, fremdenfreundliches Dresden“

Es ist experimenteller Jazz, den das Trio erkundet, und jeder Handgriff dieses Experimentes sitzt. Kein Ton, kein Schlag zu wenig, aber auch keiner zu viel. Günter „Baby“ Sommer, der am 25. August seinen 81. Geburtstag feierte, ist Freejazzer der ersten Stunde. Und doch spielte das Trio an diesem Abend zwei Stücke, die stilistisch aus dem Rahmen fielen. „Es geht ein dunkle Wolk herein“ wird vom Kontrabass als Variation eingeführt, die schlichte Melodie des Volkslieds offenbart sich erst im Verlauf der Bearbeitung. Sommer nimmt den Titel wörtlich - am Abend zuvor spielte ihn das Trio im Kreuzgang des Xantener Doms, während nebenan der Blitz einschlug.

Das andere Lied widmet der gebürtige Dresdner zum Abschluss des Abends als Hymne den jungen Menschen in seiner Heimatstadt, „die für ein buntes, fremdenfreundliches Dresden einstehen“. Er leide daran, wie die Stadt, „die mit ihrer in Sandstein gehauenen barocken Schönheit“ assoziiert werden sollte, seit Pegida wahrgenommen werde. Nun, wenn jemand am Dienstag zeigte, wie viel Aufgeschlossenheit, Neugier, Offenheit und Lust am Grenzeneinreißen aus Dresden kommen kann, dann war dies Günter „Baby“ Sommer selbst. Was für ein bereichernder Auftakt der Hofkonzerte in Dinslaken. Im nächsten Jahr, erklärte Organisator Rüdiger Eichholtz, käme nach dem Tinthof in Spellen und dem Hof Emschermündung noch eine Spielstätte in Hünxe dazu. Dann sei das Ziel der regionalen Förderung, Hofkonzerte in allen Kommunen des Kreises Wesels zu veranstalten, erreicht.

 


Info
Die Hofkonzerte - erstmalig in Dinslaken
Die von Rüder Eichholtz und seinem Verein Kulturprojekte Niederrhein organisierten Hofkonzerte im Keis Wesel werden vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, vom Kreis und der Sparkasse gefördert. Auf der linken Rheinseite sind sie seit langem etabliert. 2023 fand mit dem Auftritt von Furiopolis erstmals ein Hof-Konzert auf dem Tinthof in Spellen statt und schon damals sagte Rüdiger Eichholtz gegenüber der NRZ, dass auch Spielstätten in Dinslaken und Hünxe gesucht würden. Mit dem von der Naturfärberwerkstatt seven gardens gepachteten Hof Emschermündung ist dies nun für das Dinslakener Stadtgebiet gelungen. Die Kooperation zwischen den Kulturprojekten Niederrhein und der Emschergenossenschaft soll fortgesetzt werden.


 




KONTAKT
Kulturprojekte Niederrhein
Rüdiger Eichholtz
Ackerstraße 175
D-47447 Moers
+49 177 203 52 77
info@kulturprojekte-niederrhein.de

 


Wir handeln verantwortlich:

  • Der Betrieb unserer Website ist – durch Ökostrom – zu 100% CO2-frei.
  • Unsere Druckerzeugnisse sind außschließlich klimaneutral produziert!
  • Zudem garantiert der Serverstandort Deutschland einen bestmöglichen Datenschutz.

wir drucken klimaneutral
oekostrom logo
serverstandort deutschland logo