RP, 19.09.2024, Rheinberg
Lehrerin Julia Sonnenwald (M.) und Schulleiter Martin Reichert (3.v.r.) im Gespräch mit Schülern und Studenten. Foto: EST/ESR
Konstruktiver Austausch mit Gästen aus Israel
An der Rheinberger Europaschule
Rheinberg · Zehn Studenten und zwei Dozenten aus Tel Aviv besuchten die Rheinberger Europaschule. Die israelischen Gäste berichteten vom schwierigen Leben in Zeiten des Gaza-Krieges.
Auf Einladung des Vereins Kulturprojekte Niederrhein, der unter der Leitung von Rüdiger Eichholz internationale Kooperationen anregt und unterstützt, hat eine Abordnung des Academic College in Tel Aviv die Stadt Rheinberg und die Europaschule besucht. Zehn Studenten und zwei Dozenten waren mitgereist.
Im Zentrum der Gespräche standen die Ereignisse in Israel seit dem mörderischen Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober und die Frage, wie das Leben im Krieg gemeistert werden kann. Die Europaschüler interessierte besonders, wie der Hochschulbetrieb laufen kann, wenn muslimische und jüdische Studenten in Seminaren oder der Mensa beisammen sind, während sie außerhalb der Collegemauern auf Grund des Krieges eigentlich erklärte Feinde sind.
Schulleiter Martin Reichert und Bürgermeister Dietmar Heyde begrüßten die Gäste im Pädagogischen Zentrum der Europaschule. Die Begegnung der Israelis mit Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgängen 10 bis 13 habe gezeigt, dass das Bedürfnis nach Austausch auf beiden Seiten groß sei.
Beim Rundgang durch das Schulgebäude gab es großes Interesse an den naturwissenschaftlichen Räumen, dem Fablab und der neuen Küche. Eine anschließende Gesprächsrunde unter der Leitung von Julia Sonnenwald, Geschichtslehrerin und zuständig für Gedenkstättenfahrten an der ESR, habe gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler sowie die Gäste sehr viel gemeinsam haben. Zum Beispiel ihre Begeisterung für Musik oder den Wunsch, Menschen und Orte in der ganzen Welt kennenzulernen. Zu spüren war auch, wie sehr sich jeder einzelne ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander aller Menschen wünscht und wie sehr alle die politische Lage mit Sorge verfolgen. Schnell kam die Diskussion auf Rechtsextremismus in beiden Ländern. Keine Ideologie, die Menschen auf Grund ihrer Herkunft oder Religion ausschließe oder verachte, könne die richtige sein, lautete der Tenor.
Die Gespräche bei selbst gebackener Baklava, Kaffee und Keksen hätten deutlich gezeigt, wie Jugendliche, die verschiedener nicht sein könnten, es schaffen, kulturelle, politische und religiöse Verschiedenheiten als Bereicherung zu verstehen, anstatt sie als Grund für Zwist und Abgrenzung zu nutzen. Beeindruckend für die Rheinberger sei es außerdem gewesen, zu erleben, wie Menschen, die vom politischen System dazu gezwungen sind, sich durch die Brille des Krieges zu betrachten, freundschaftlich-kollegial zusammenarbeiten. In abschließenden Kurzinterviews offenbarten alle ihre Vorstellung von Demokratie und ihre Motivation, ein Teil dieses interkulturellen Projekts zu sein.
(up)