RP, 16.06.2025, Rheinberg
Zu Techno-Beats tanzen: Der Freitag hat sich zum Festivaltag entwickelt, der am besten besucht ist. Foto: Armin Fischer (arfi)
Festival hat sich hervorragend entwickelt
KPiP in Rheinberg
Rheinberg · Umsonst, draußen und für alle: So war auch die vierte Ausgabe des beliebten Festivals „Kultur-Projekte im Park“ in Rheinberg. Von der Stadt gab es Lob für die „hervorragende Entwicklung“ in nur vier Jahren.
Von Olaf Reifegerste
Das nach 2022, 2023 und 2024 jetzt am Wochenende zum vierten Mal im Rheinberger Stadtpark am Fuße des Spanischen Vallan stattgefundene KPiP-Festival kann der Veranstalter, der Verein „KulturVallanisten“, erneut als Erfolg verbuchen. Das dreitägige Festival hielt sein Versprechen, einst abgegeben vom Veranstalter-Ehepaar Manu Cengiz Bechert und Renan Cengiz, Musik unter freiem Himmel, für lau und für alle anzubieten.
Rund 20 Musikauftritte von Solisten, Duos, Trios und weiteren mehrköpfigen Bands fanden von Freitag bis Sonntag auf der kleinen, aber technisch hervorragend ausgestatteten Bühne ihr Publikum. Und Gott sei Dank spielte das Wetter an den drei Veranstaltungstagen weitestgehend mit. Geboten wurden dabei programmatisch ganz unterschiedliche Musikrichtungen: Gehörte der Freitag mit Techno ausschließlich den Ravern, gab es am Samstag viel Punk zum Pogen. Der Sonntag dagegen war zum „Runterkommen“ für die Besucherinnen und Besucher gedacht: Hier kam Musik von Liedermachern und Singer-Songwritern zum Zuge ebenso wie Jazz, Pop und Rock.
INFO
2026 steht ein Jubiläum an
Termin Die Jubiläumsausgabe „Fünf Jahre KPiP-Festival“ wird nach Angaben der Programmverantwortlichen Manu Cengiz Bechert im nächsten Jahr vom 12. bis 14. Juni wieder im Stadtpark Rheinberg stattfinden. Weitere Informationen werden auf der Festival-Homepage veröffentlicht.
„Mittlerweile ist der Techno-Freitag, der 2022 noch als Freaky Friday mit Techno-Beats zum Festivalvorabend deklariert war, der am besten besuchte Tag des gesamten Festivals“, bilanzierte Manu Cengiz Bechert. „Schon zwei Stunden bevor der russische Musikproduzent Oblomov aus Berlin das erste DJ-Set am Freitagnachmittag präsentierte, drängten die ersten Raver vom Rheinberger Bahnhof bereits zum KPiP-Standort.“ Doch auch insgesamt sei die diesjährige Ausgabe „richtig stark besucht gewesen“, so die engagierte Programmmacherin.
Am Samstagnachmittag trat die Filigranpunk-Band Pastor Gerald auf dem KPiP-Festival auf. Foto: Armin Fischer (arfi)
Musikalischer Höhepunkt des ersten Abends war für sie der Auftritt von Headliner DJ Gysi. „Das Kollektiv vermischt Trance-Techno-Beats mit Redeauszügen des Politikers Gregor Gysi. Das ist hochpolitisch und passt genau zu unserem Musikfestivalprofil“, sagte Cengiz Bechert. Nicht unerwähnt lassen wollte sie aber auch den Auftritt von „Melted Moon“. Diese dreiköpfige Chiptune-Liveband aus Aschaffenburg mache Musik mit Gameboys und mische diese dann mit verschiedenen Genres, darunter Techno und Dubstep.
Sieben Formationen, mal einzeln, mal zu mehreren auf der Bühne, bescherten den Festivalgästen am Samstag elf Stunden lang Musik – teils vom Feinsten. Besonders beeindruckend war der Auftritt von „EYPA“ als kurzfristiger Ersatz für die KPiP-Hausband „Death, Love and Acid“, die krankheitsbedingt absagen musste. „EYPA“ ist ein syrisch-deutsches Musikduo aus Mannheim, bestehend aus Paul-Aaron Wolf (Synthesizer, Schlagzeug und Gesang) und Eyad Ghannam (elektronische Oud und Gesang), das elektronische Musik mit traditionellen arabischen Klängen kombiniert. Sie selbst beschreiben ihre Musik als transkulturell, da sie versuchen, die Trennung zwischen zwei Musikkulturen, nämlich der arabischen und der westlichen, aufzuheben und eine neue Welt zu schaffen. Das klingt faszinierend und ist äußerst tanzbar, was das Publikum in Rheinberg deutlich unter Beweis stellte.
Auf die Frage, ob sie (Manu Cengiz Bechert) ein mulmiges Gefühl vor dem Auftritt der israelischen Musikband Rimojeki gehabt habe wegen der sich augenblicklich dramatisch zuspitzenden Kriegssituation im Nahen Osten, sagte sie: „Das Duo Rimojeki macht psychedelische Musik und Post-Punk und kommt aus der Undergroundszene Tel Avivs, ist also hochgradig politisch. 2019 zog das Duo nach Berlin. Meines Wissens sind die beiden vehemente Kritiker der derzeitigen israelischen Regierungspolitik. Von daher hatte ich mir keinen Kopf gemacht.“
Von den am Sonntag auftretenden Formationen war unter anderem die Gruppe „NeckarGanga“ dabei. Das sechsköpfige interkulturelle Ensemble hatte Rüdiger Eichholtz, Kulturbeauftragter der Stadt Rheinberg und Vorsitzender des Vereins Kulturprojekte Niederrhein, der wie die Stadt zugleich Partner des KPiP-Festivals ist, einst als Programmvorschlag eingereicht. „Es ist wunderbar mit anzusehen, wie sich das Festival in nur vier Jahren qualitativ so hervorragend entwickelt hat“, sagte Eichholtz hocherfreut.
(O.R. wer)