NRZ, 07.08.2025, Kamp-Lintfort
Wacken, Schalke und auf jeden Fall das Höfefestival: Winfried Schendera freut sich auf das erste Konzert auf dem Hof Grote Schroers. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser
Alter Bauernhof wird Konzertort: „Hier hängt mein Herz dran“
Landleben
Kamp-Lintfort. Winfried Schendera öffnet den Hof Grote Schroers in Kamp-Lintfort beim Höfefestival 2025 erstmals für ein Konzert. Was er außerdem noch plant.
Von Gabi Gies
Wenn nicht der viel befahrene Radwanderweg in Richtung Leucht am Hof Grote Schroers in Altfeld vorbeiführen würde, würden Fuchs und Hase hier sicher schon vor dem Gute-Nacht-Sagen Party auf der Straße machen. Als Feierlocation ist der ehemalige Bauernhof auf der Niederstraße zumindest im privaten Rahmen bereits bestens erprobt, am 4. September kann nun auch die Öffentlichkeit die alte Hofstätte kennenlernen: Der Hof Grote Schroers öffnet sich für die fünfte Ausgabe des Höfefestivals am Niederrhein erstmals für ein Konzert.
Winfried Schendera ist gerade erst von einer Woche Wacken Open Air nach Kamp-Lintfort zurückgekehrt. „Ich habe noch nicht mal Zeit gehabt, meine Schuhe richtig sauber zu machen“, deutet der 60-Jährige auf ein Paar schlammverkrustete feste Lederboots im Flur und lacht. Sein Faible für Metal kann er bei der Konzertpremiere auf dem eigenen Hof eher nicht ausleben, „aber ich finde die Idee einfach genial“, sagt der Kamp-Lintforter. „Auch Leute, die ländlich wohnen, haben Bock auf Kultur.“
Kamp-Lintforter Hof hat eine lange Geschichte
Der Hof Grote Schroers hat wie viele alte Höfe am Niederrhein eine lange Geschichte. 2.500 Quadratmeter Land gehören heute noch zu dem von Hecken gesäumten Hof, auf dem Winfried Schendera aufgewachsen ist und den er heute gemeinsam mit dreien seiner vier Kinder und Lebenspartnern auf 260 Quadratmetern bewohnt. „Früher gehörte noch viel mehr Land dazu“, weiß Schendera. Quasi mit zur Familie gehören auch die beiden Kamerunschafe Mathilde und Mathilde, die in einem Stall auf einer Obstwiese hinter dem Haus untergebracht sind.
Mit seiner Beteiligung am Höfefestival will Winfried Schendera auch die alte Hofstätte in Kamp-Lintfort bekannter machen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser
Sein Uropa Franz heiratete einst in die Altfelder Bauernfamilie ein, in den 1940er Jahren wurde der Hof zuletzt landwirtschaftlich genutzt. „Während des Zweiten Weltkrieges war unser Hof von britischen Soldaten besetzt, die Familie zog damals zu Verwandten nach Dinslaken und kam jeden Tag von dort hierher, um die Tiere zu versorgen“, weiß Schendera aus alten Erzählungen.
Sein Großvater baute dann den Hof zu einer Schreinerei aus, auch die ist mittlerweile Vergangenheit. 1992 übernahm Winfried Schendera den Hof. Seitdem hat er alle Hände voll zu tun. Wenn das eine Renovierungsprojekt fertig ist, steht das nächste schon vor der Tür. „Ja, hier steckt mittlerweile sehr viel Geld drin und man muss immer wieder dran bleiben. Aber hier hängt mein Herz dran“, sagt Schendera, der im Kulturbüro der Stadt Kamp-Lintfort arbeitet.
Hof Grote Schroers in Kamp-Lintfort: Pläne für Besenwirtschaft
Langfristig gesehen wünscht sich Schendera, dass sich sein Hof als Konzertort auf dem Land etabliert. So hat er bereits Kontakt mit der Kamp-Lintforter Band Luke Vito aufgenommen, „die könnten sich durchaus vorstellen, hier zu spielen“, so Schendera. Und er hat noch eine Idee: „Ich könnte mir auch vorstellen, hier so etwas wie eine Besenwirtschaft aufzumachen, ähnlich wie es sie in Hoerstgen bereits gibt.“ Seine Kinder hat er bereits gefragt, die würden, wie es in der Familie seit Generationen gelebt wird, mithelfen.
Die beiden Kamerun-Schafe Mathilde und Mathilde leben auch auf dem Hof Grote Schroers. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser
Konzerte und Wanderungen
Das Höfefestival 2025 findet vom 23. August bis zum 7. September statt. Was die genauen Zeiten für den Beginn der 16 Konzerte angeht, bittet Rüdiger Eichholtz immer noch einmal im Vorfeld einen Blick auf die Homepage des Vereins Kulturprojekte Niederrhein zu werfen. Hier findet man auch alle Bands und Konzertorte samt Adressen, ebenso wie Details zu den Wanderungen am 31. August (Weyershof, Vluynbuscher Straße), 1. September (Klappboomshof in Sonsbeck) und am 2. September zum Dom St. Victor in Xanten.
Jetzt steht aber erst einmal das Konzert an. Das Höfefestival unter der Regie von Rüdiger Eichholtz vom Verein Kulturprojekte Niederrhein findet seit seiner Premiere vor fünf Jahren immer mehr Fans in der Region. In diesem Jahr gibt es 16 Open-Air-Konzerte zwischen Moers und Xanten. Mit dem Höfefestival wolle er Kultur im Alltag verankern und dorthin holen, wo Menschen in der Region leben, so Eichholtz über die Idee hinter dem Festival.
Höfekonzert in Kamp-Lintfort: Eintritt ist umsonst, Spenden erwünscht
Auf dem Hof Grote Schroers heißt es dann ab 20 Uhr „Rüdigers Hofmusik“. Dahinter verbirgt sich laut Veranstalter eine bunte Wundertüte: „Ob Pop, Filmmusik, Volksmusik, Kinderlieder oder Werbejingle - überall ist es möglich, den Jazz heraus zu kitzeln“, kündigt Trompeter und Alphornist Johannes Bär vielversprechend an. Mit von der Partie sind an diesem Abend außerdem André Meisner (Saxofon, Duduk), Alexander Morsey (Bass, Tuba), Serge Corteyn (Gitarre) und Giuseppe Mautone (Schlagzeug).
Bevor die Musiker aber ihre Bühne im großen offenen Holzhaus beziehen, geht es für Winfried Schendera noch ans Aufräumen. „Ich werde das hier noch ein bisschen schick machen.“ Die Konzertgäste können Getränke kaufen, und es wird etwas zum Knabbern geben. Der Eintritt ist umsonst, um Spenden wird gebeten.