NRZ, 26.06.2022, Neukirchen-Vluyn
Sabine Schellhorn befindet: „Es ist am richtigen Platz“. Sie hat das Kunstwerk „Flunen – eine Gewässergrafik“ erschaffen. Am Samstag wurde die Installation am Rathaus eingeweiht. Foto: Oleksandr Voskresenskyi / FUNKE Foto Services
Warum am Neukirchen-Vluyner Rathaus alles im Fluss ist
NEUKIRCHEN-VLUYN. Weiße Linien zieren jetzt das zentrale Rathausfenster in Neukirchen-Vluyn. Was es genau damit auf sich hat, wurde am Samstag deutlich.
Larissa Wettels
Was wäre, wenn man ein Gewässer in einem Kunstwerk einfängt? Zerfließt es oder bleibt es in seinen Linien? Diese spannenden Fragen wurden am Samstag im Rathaus beantwortet. Neben der „Kathedrale des Windes“ des Künstlers Jens J. Meyer am Hallenhaus auf der Halde Norddeutschland mit anschließender Meditation vom Kensho Fitnessland wurde am großen Rathausfenster das Kunstwerk „Flunen – eine Gewässergrafik“ der Bremer Künstlerin Sabine Schellhorn eingeweiht.
Mit der Einweihung beider Großinstallationen sowie der Ausstellung „Flachsig und Haarig – Fäden der Erinnerung“, die bis zum 18. September im Museum Neukirchen-Vluyn zu sehen ist, geht das Projekt „Land der Flunen – Fäden der Vergangenheit“ zu Ende. Das Projekt fand als Kreativwerkstatt zur gemeinsamen Identifikationsfindung statt und wurde vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Gehört ebenfalls zum Projekt „„Land der Flunen – Fäden der Vergangenheit“: Die Großinstallation „Kathedrale des Windes“ von Jens j. Meyer auf der Halde Norddeutschland. Foto: Volker Herold / FUNKE Foto Services
In den Jahren 2020 und 2021 wurden Kreativwerkstätten und eine Online-Umfrage durchgeführt, in denen Neukirchen-Vluyner die Zukunft ihrer Stadt planen konnten. Zudem wurden fünf Outdoor-Kunstinstallationen von internationalen Kunstschaffenden angefertigt.
Stimmungsvoll ging es auch am Samstag im Rathausfoyer zu. Zunächst spielte Nikolai Olhansky aus Russland den Kontrabass, begleitet vom norwegischen Saxophonisten Gisle Johansen. Olhansky lebt im Exil in Georgien. Beide Musiker sind Teil eines Quintetts, bestehend aus den weiteren Musikern Silvan Joray, Olga Konkova und Frederik Villmow. Bereits die Musik entführte ins Reich der Flunen: Pulsierende, dann ineinanderfließende Klänge erschufen eine besondere Soundkulisse. „Wir führen Musik, Kunst, Stadtgeschichte und Menschen zusammen, die sie gestalten und mögen“, sagte Rüdiger Eichholtz, Kulturbeauftragter der Stadt Neukirchen-Vluyn.
Eichholtz installierte mit Künstlerin Schellhorn und Ariane Hackstein, Kuratorin des Projektes „Land der Flunen“, das Kunstwerk. Hierzu ging’s auf die Leiter, denn das Rathausfenster ist gut sieben Meter hoch und 6,50 Meter breit. Auf einer Klebefolie wurde die lineare grafische Installation auf dem Raster des zentralen Rathausfensters angebracht. Glücklich blickte Künstlerin Schellhorn zu ihrem Werk: „Es ist am richtigen Platz“, sagte Schellhorn.
Korrespondenz mit den Fensterrahmen
„Weil der Ortsname Vluyn sich vom lateinischen ‚fluere‘, zu Deutsch ‚fließen‘ ableitet, habe ich mich mit unterschiedlichen Gewässerformen in Neukirchen-Vluyn auseinandergesetzt. Im Ausschnitt werden die markantesten Wasserläufe mit Linien abgebildet. Dazu habe ich Gewässerkarten der Stadt gesichtet und den runden Gewässerverkauf betont“, erklärte Schellhorn. Die dickeren Linien und die weiße Farbe des Folienschnitts korrespondieren mit dem Fensterrahmen – ausdrucksvoll und für alle zugänglich.