NRZ, 04.11.2024, Kamp-Lintfort
Haben viel vor im Schirrhof: Rüdiger Eichholtz, Vorsitzender des Vereins Kulturprojekte Niederrhein und Kulturbeauftragter der Stadt Kamp-Lintfort, links, und Susanne Rous vom Kulturbüro. © FUNKE Foto Services | Volker Herold
Schirrhof: „Zwischen Berlin und Paris in Kamp-Lintfort gehalten“
Kultur
Kamp-Lintfort. Ehemaliges Zechengebäude entwickelt sich zum beliebten Treffpunkt. Was in den nächsten Wochen geplant ist. In 2025 gibt‘s ein besonders Highlight.
Von Karen Kliem
Zufrieden blicken Susanne Rous vom Kulturbüro und der städtische Kulturbeauftragte Rüdiger Eichholtz auf die vergangenen Monate Kulturprogramm im Schirrhof zurück. „Wir haben einiges ausprobiert. Bei den Konzerten waren wir meistens einigermaßen voll“, erklärt sie. Die Kamp-Lintforter scheinen es sich langsam gemütlich zu machen in ihrem „zweiten Wohnzimmer“, zu dem der Schirrhof im Rahmen des Programms „Dritte Orte“ werden soll.
Wobei es hier nicht ums rumlümmeln in Jogginghosen geht. Anspruch sollen die Jazz-Konzerte durchaus haben. „Wir wollen die Leute einladen, mitnehmen, Geschmack auf etwas Neues machen“, formuliert es Rüdiger Eichholtz, der gleichzeitig auch Kulturbeauftragter der Stadt Neukirchen-Vluyn ist und durch Kulturprojekte Niederrhein gut vernetzt und niederrheinweit unterwegs ist. Deshalb sind die Konzerte ohne Eintritt zu besuchen. Ein niederschwelliges Konzept, das zumindest im Zeitraum, in dem Fördergelder fließen, gut klappt. Da schauten dann junge Leute vom benachbarten Skaterpark mal rein oder Mitglieder der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition, für die Jazz bisher nicht die Sparte ihrer Wahl war. Inzwischen gebe es auch eine Art „Fan-Base“, die in der ganzen Region die Konzerte besuchen. Kooperationen mit der Europaschule machten auch jungen Leuten Lust auf Musik.
Schirrhof in Kamp-Lintfort: Noch viele Termine bis zum Jahresende
Musik, für die „in Düsseldorf 40 Euro fällig sind“, so Eichholtz. Musik mit internationalen Künstlern aus New York oder Südkorea. Das sei möglich, sagt der Kulturbeauftragte, weil er die Künstler nicht extra einfliegen lasse, sondern schaue, wer gerade in der Nähe unterwegs ist. „In der Nähe“ ist dann relativ, wenn eine Combo „auf dem Weg von Berlin nach Paris in Kamp-Lintfort anhält“.
Was das Besondere an diesen Konzerten im Schirrhof ist, können Interessierte gleich morgen, 5. November, erfahren: Es gastiert das New Yorker Michael Vitali Trio um 20 Uhr mit Contemporary Jazz. Einen Tag später ist das Trio ebenfalls an einem besonderen Ort zu Gast: im Clubhaus des TC Rot Weiß Neukirchen-Vluyn.
Bis zum Jahresende gibt es noch mehr als zehn Termine, zu denen die Kamp-Lintforter in „ihren“ Schirrhof eingeladen sind. Darunter Konzerte mit Harfenmusik von „Aye“ oder dem Oddgeir Berg Trio.
Festival in Kamp-Lintfort geplant: Alphornbläser nehmen den Beat der Skatermusik auf
Für das nächste Jahr kündigt Rüdiger Eichholtz Großes an. Zum einen sollen im Rahmen des „Hüsch-Jahres“ zum Gedenken an das schwarze Schaf vom Niederrhein Hof-Konzerte und Lesungen stattfinden. Zum anderen ist zu Pfingsten ein Festival in Kooperation mit der Kamp-Lintforter Skateboardgemeinschaft geplant. Auch durchaus mit schrägen Komponenten, etwa wenn Alphornbläser den Beat der Skatermusik aufnehmen.
Gut besucht war noch im August das Schirrhof-Festival. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi
Aber es sind nicht nur die Kulturprojekte Niederrhein, die den besonderen Ort Schirrhof gerne nutzen. Es ist auch der Verein Kulturcamp, ein Kamp-Lintforter Eigengewächs, der die Räume gerne nutzt. Im Endspurt des Jahres zum Beispiel mit der Ausstellung „Woman“, ab 29. November mit dem Weihnachtsbasar „ARTvent“ oder mit einem musikalischen Krimi-Quiz am 21. Dezember.
Natürlich öffnen auch die Schirrhofkünstler im Advent ihre Ateliers und es gibt in Zusammenarbeit mit der VHS einen Filmabend mit Diskussion über „Die Unbeugsamen“, ein Film über Frauen in der damals noch jungen Bonner Republik. Und dann gibt es ja noch andere Vereine und Institutionen, die den Schirrhof gerne nutzen, etwa die Lions für eine Weinmesse, die Stadtverwaltung für Bürgerinformationen oder der Lyrikerkreis für Lesungen. Gehört ja allen Kamp-Lintfortern, der Schirrhof.