NRZ, 14.05.2023, Moers
Stimmung gut: Fünf Bands spielten am Samstag im Bollwerk. Foto: Rainer Hoheisel / FUNKE Foto Services
Moers: So lief das neue Festival „Atmoersphere“ im Bollwerk
MUSIK
MOERS. Premiere für neues Festival in Moers: Was Doom- und Stonerock-Fans beim ersten „Atmoersphere“ erlebten. Diese Bands begeisterten das Publikum.
Larissa Wettels
Wenn sich Stoner und Doomer treffen, dann rockt’s. Wie das klingt und warum man durchaus in weltentführende Trancezustände gelangen konnte, ließ sich am Samstagabend erleben. Im Bollwerk 107 fand das erste Stoner Rock-Festival statt.
Der Titel des Festivals sprach Bände: „atMOERSphere“, eine Symbiose aus einzigartiger musikalischer Atmosphäre und Moers als Austragungsort des neuartigen Festivals. Organisiert wurde das Rock-Festival von Tobias Bremshey mit Rüdiger Eichholtz, dem Vorsitzenden des Vereins „Kulturprojekte Niederrhein“.
Idee auf dem Campingplatz geboren
Die Festivalidee hat ihren Ursprung auf dem Campingplatz: „Beim ‚Krach am Bach‘-Festival in Beelen campte die Moerser Band ‚Sleeping Green‘ direkt gegenüber. Wir unterhielten uns und stellten fest, dass uns vier die Musik verbindet“, erklärte Tobias Bremshey, der seit Jahrzehnten Doom- und Stonerock hört und hauptberuflich im kaufmännischen Bereich arbeitet.
Spielte auch im Bollwerk: „Aeon Temple“. Foto: Rainer Hoheisel / FUNKE Foto Services
Bremshey wurde zu den Bandproben in den Proberaum eingeladen: „Wir stellten fest, dass es kaum Stone- und Doomkonzerte in Moers gibt.“ Dann ging’s direkt ans Werk: Bremshey stellte eine Kostenliste für ein Konzert auf, fand mit dem Verein „Kulturprojekte Niederrhein“ einen Kooperationspartner und fünf Bands, die mitspielen. 117 Karten wurden vorab verkauft, mit Abendkasse wurden es schließlich über 200. „Ums Geld verdienen ging es von Anfang an nicht“, sagte Bremshey. „Unser Antrieb ist die Leidenschaft für Musik mit Seele und Substanz.“
Eben diese genossen am Samstagabend zahlreiche Besucherinnen und Besucher verschiedenster Generationen. Zwei Moerser Bands und bundesweite Szenegrößen gaben sich die Ehre.
Sphärische Soundcollagen
Los ging das Konzert mit der vierköpfigen Band „Otho“. Sphärische und experimentelle Soundcollagen wummerten in der Konzerthalle und rissen das Publikum sofort in ihren musikalischen Orbit. Sodann baute das Trio „Aeon Temple“ aus dem Ruhrgebiet ein Fundament aus Stoner, also Elementen aus Punk und Bluesrock und Psychedelic-Rock. „Jetzt könnt ihr all’ eure Nackenwirbel benutzen“, sagte Frontfrau Claus. In der Tat: der Headbang, der schüttelnde Kopf zur Musik, war die Lieblingsdisziplin des bestgelaunten Publikums.
Ganz ohne Gesang kam das Moerser Quartett „Sleeping Green and Otho“ aus. Seit 2011 spielen sie einen Mix aus Stoner und Doom. Ihre Zutaten: Satte Gitarrenriffs, bunte Bühnenbeleuchtung, klarer Bass und elektrisierendes Schlagzeug.
Ein Szene-Geheimtipp, der am Samstag viele neue Fans gewann, war das 2020 gegründete Kölner Trio „Purple Dawn“, die in ihren Texten der Frage nachgingen, was Menschen zerstören und erschaffen. Zum Finale rockte die fünfköpfige Kölner Band „Smokemaster“ mit tanzbar-intuitiven Rocksounds der 60er und 70er Jahre die Bühne. „Das Festival sollte sich fest etablieren“, wünschte sich einer der vielen begeisterten Besucher.