RP Online, 09.08.2022, NEUKIRCHEN-VLUYN

Der Kölner Christopher-Street-Day ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren (LGBTIQ) Community in Europa. Foto: Roberto Pfeil/dpa Foto: dpa/Roberto Pfeil

Fest der Vielfalt auf dem Vluyner Platz

Christopher-Street-Day in Neukirchen-Vluyn

Neukirchen-Vluyn Für queere Gerechtigkeit im ländlichen Raum, Akzeptanz, vielfältige Lebensweise und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung – warum in Neukirchen-Vluyn erstmals ein Christopher-Street-Day stattfindet.

Von Sabine Hannemann

„Wir wollen Neukirchen-Vluyn ein ganzes Stück bunter machen“, sagt Christian Pelikan (Grüne). Erstmals findet ein Christopher-Street-Day (CSD) statt. Am Samstag, 27. August, 14 Uhr, startet der bunte Zug ab Parkplatz Klingerhuf in Richtung Vluyn. Kundgebungen, Interviews, Musik und Infostände soll es dann auf dem Vluyner Platz geben. Die querre Szene sichtbar machen und ein Netzwerk knüpfen, seien die Ziele.

„Die queere Szene bildet einen Querschnitt der Gesellschaft ab“, so Pelikan. Der Verein Kulturprojekte Niederrhein und die Grünen/Bündnis 90 organisieren den bunten Zug, der bereits unterschiedliche Unterstützer gefunden hat. Die beiden Bankinstitute, Sparkasse am Niederrhein wie Volksbank Niederrhein, sind mit dabei, wie auch Fridays for Future, der Verein ‚Demokratie und Toleranz leben‘. „Diese Veranstaltung ist ein Signal, dass es vor Ort keine Diskriminierung von Minderheiten, egal, welcher sexuellen Orientierung, gibt. Wir übernehmen Verantwortung für die Region“, so Guido Lohmann, Vorstand Volksbank Niederrhein, gemäß des genossenschaftlichen Prinzips von Raiffeisen: ‚Was einer nicht alleine schafft, schaffen viele‘.

Guido Lohmann, Rüdiger Eichholz, Fiona Faboulos, Kathrin Reimann, Christian Pelikan, Karin Fetzer, Marion Fitsch und Giovanni Malaponti werben für den CSD. Foto: Norbert Prümen

INFO
Christopher-Street-Day in Neukirchen-Vluyn
Treffpunkt Der CSD findet in Neukirchen-Vluyn am 27. August statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr der Parkplatz Klingerhuf. Über die Krefelder Straße und Niederrheinallee zieht der Zug nach Vluyn.
Hintergrund In der New Yorker Christopher Street fand erstmals am 28. Juni 1969 eine Demonstration der Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender-Personen statt.

Dass sexuelle Orientierung früh wichtig sei, bestätigt Rüdiger Eichholtz. „Ich erlebe es bei der Jugend, für die das Thema sehr wichtig ist. Sie wollen mehr als nur eine Definition haben.“ Welchen Stellenwert das Thema generell in der Gesellschaft einnimmt, lässt sich am ersten Quer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann, ablesen.

Wie weit der Weg zu einer vielfältigen Gesellschaft noch ist, lässt sich unter anderem an Reaktionen auf erste Ankündigungen im Netz ablesen. Neben positiven Mails gab es negative Kommentare mit teilweise persönlichen Beleidigungen. „Das bestätigt uns, dass das Thema verdammt wichtig ist und wir dafür kämpfen, den CSD nach Neukirchen-Vluyn zu holen“, betont Pelikan.

Er soll laut, groß und bunt werden. Kathrin Reimann (Grüne) ergänzt: „Bloß weil wir eine kleine Stadt sind, müssen wir uns nicht klein machen. Man lebt so, wie man ist. Da gibt es keine Norm.“ Aktuell ist solch bunte Veranstaltung im Kreis Wesel noch die einzige. In Kleve fand im Juni ein CSD statt. Im Juli demonstrierte die Hafenstadt Duisburg für sichtbare Vielfalt. Für Neukirchen-Vluyn hoffen die Macher, die 1000er-Marke zu knacken. Alle nötigen Genehmigungen für die Veranstaltung liegen vor, wenn sich ab Klingerhuf über die Krefelder Straße der Zug in Bewegung setzt und über die Niederrheinallee gen Vluyn läuft. Eingeladen sind weitere bunte Teams, sich zu beteiligen. „Wir haben zusätzlich Einladungen verschickt und hoffen auf große Teilnahme“, so Karin Fetzer (Grüne). Vor dem Rathaus wird eine Regenbogenfahne für Vielfalt wehen.

Die örtlichen Parteien sind ebenfalls angefragt, sich zu positionieren. Die SPD habe bereits zugesagt, wie auch Bürgermeister Ralf Köpke, auf dem Vluyner Platz Grußworte zu sprechen. Die schrille Dragqueen Fiona Fabulous will sich unter das Publikem mischen, auf der Bühne stehen und die Veranstaltung moderieren. „Glitzer geht immer“, so Fiona.