RP Online, 27.10.2021, Rheinberg
Silvan Joray, Nadav Erlich und Josep Cordobés haben in der Alten Kellnerei in Rheinberg eine überzeugende Vorstellung gegeben. Foto: André Symann
Eigenwillige Improvisationen und grandiose Solo-Einlagen / Musikszene in Rheinberg
Rheinberg. Das Silvan Joray Trios hat seine Tour zum neuen Album „Cluster“jetzt mit coronabedingter Verspätung gestartet und in der Alten Kellnerei in Rheinberg Station gemacht. Der Auftritt hat allen Spaß gemacht.
Von Olaf Reifegerste
Eigentlich sollte die Tour des Silvan Joray Trios anlässlich der Album-Veröffentlichung „Cluster“ im Januar 2020 schon letztes Jahr starten. Doch mitten im Lockdown ging nichts mehr. Deshalb startet ihre CD-Release-Tour erst jetzt und führt das Trio in viele Teile Deutschlands und der Schweiz.
Das Förderprogramm „Neu Start Kultur“ des Bundes ermöglichte es dem Kreis Wesel, einen Kultursommer 2021 zu veranstalten. Auf Initiative von Rüdiger Eichholtz vom Verein Kulturprojekte Niederrhein kam so das Bündnis „Wir 4 Kultur“ der Städte Kamp-Lintfort, Moers, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg zustande. Mit ihm partizipierten zumindest drei Veranstaltungsorte der „Wir 4 Region“ vom Auftritt des Silvan Joray Trios. Am Dienstagabend gastierte es in der Alten Kellnerei in Rheinberg, Mittwoch war es in Neukirchen-Vluyn, am Donnerstag ist das Trio um 20 Uhr im Refektorium in Geldern und am Freitag tritt es um 18 Uhr auf dem Vorplatz vom Internationalen Kulturkreis Moers auf.
Zum Trio gehören Namensgeber und Komponist Silvan Joray (Gitarre), Nadav Erlich (Kontrabass) und Josep Cordobés (Schlagzeug). Joray stammt aus der Schweiz, Erlich aus Israel und Cordobés aus Spanien. Verständlich, dass die drei ihr Album „Cluster“ nennen. Denn in der Musik steht das Wort „Cluster“ für ein Klanggebilde, dessen Töne nahe beieinander liegen. Vor allem im Jazz, bei dem Klangfarben und Geräusche Bestandteil der musikalischen Gestaltung sind, gewannen Cluster zunehmend an Bedeutung.
Die Songs auf der „Cluster“-CD erzählen Geschichten, in denen Fantasien und Visionen, aber auch real Gegenwärtiges zu Wort kommen. Ihre Prosa entsteht durch spielerische Interaktion und dialogisches Musizieren, ihre Poesie durch instrumentales Zusammenspiel, höchst eigenwillige Improvisationen und/oder grandiose solistische Einlagen.
Von 13 Titeln des Albums spielte das Trio sechs, darunter „See you in June“, „Gyrotwister“, „In High Heels on a Mountain Road“, „Cluster Song“, „Something Happy“ und „Wolfgangs Choral“. Beeindruckend im ersten Song ist das alleinige Becken- und Hi-Hat-Spiel vom Schlagzeug zu Beginn und das mächtige Bass-Solo zur Mitte, während beim „Cluster Song“ eine halllastige Gitarre für spacige Atmosphäre sorgt.
Von den zwei Zugaben machte vor allem der CD-Titel von den „Stöckelschuhen auf einer Bergstraße“ Spaß, den Musikern wie dem Publikum – von dem es ruhig ein bisschen mehr hätte sein dürfen.