26.-30. Mai 2021
Post Babel
ein Konzert über die Suche nach Verständigung
- Bonn: 26. Mai 2021, 20 Uhr:
In Situ Art Society/ Dialograum Kreuzung an St. Helena Bornheimer Straße 130, 53119 Bonn-Nordstadt - Duisburg: 27. Mai 2021, 20 Uhr:
Lokal Harmonie, Harmoniestr. 41, 47119 Duisburg-Ruhrort - Wuppertal: 28. Mai 2021, 20 Uhr:
Skulpturenpark Waldfrieden, Hirschstraße 12, 42285 Wuppertal - ... 29. Mai 2021: in Vorbereitung, mehr Infos in Kürze
Kulturprojekte Niederrhein e.V./ Ort: N.N. - Bochum: 30. Mai 2021, Matinee 12 Uhr:
Anneliese Brost Musikforum, Marienplatz 1 44787 Bochum (das Konzert wird vom Deutschlandfunk mitgeschnitten)
ALLE TERMINE UNTER VORBEHALT DER AKTUELLEN CORONA-SCHUTZBESTIMMUNGEN
KARTEN Bei den Vorverkaufsstellen der Veranstalter bzw. an den Abendkassen nach den jeweils geltenden Corona-Schutzbestimmungen.
Eintritt 15 / 13 / Schüler & Studenten 6 Euro.
In dem von der Wuppertaler Improvisationsmusikerin Gunda Gottschalk entwickelten Post Babel-Projekt erproben sechs Musiker*innen und zwei Schauspieler*innen mit musikalischen Mitteln, was es braucht, damit Verständigung gelingt. Anfängliche Klang- und Sprachverwirrung überführen sie durch achtsames aufeinander Hören und voneinander Lernen in ein strukturiertes, vielstimmiges und reiches Klangerlebnis. Durch die Mitwirkung einer Videokünstlerin erhält die Suche nach Lautäußerung eine zusätzliche visuelle Ebene. Die Referenz auf den biblischen Babel-Mythos verweist auf die Aktualität des Themas in wirren Zeiten: Friedliches Zusammenleben und das gemeinsame „Bauen“ an einer lebenswerten Zukunft lassen sich nur über gelungene Kommunikation verwirklichen. Das Projekt wurde durch die Kunststiftung NRW, den Musikfonds e.V. und das Kulturbüro Wuppertal gefördert.
ENSEMBLE
- Gunda Gottschalk | Violine, Viola – Idee & Organisation
- Sebastian Gokus | Marimbaphon
- Sebastian Gramss | Kontrabass
- Maximilian Hilbrand | Schauspiel
- Luise Kinner | Schauspiel
- Dodó Kis | Blockflöte
- Christian Lorenzen| Klavier und Live Elektronik
- Wasiliki Noulesa | Videokunst
- Ute Völker| Akkordeon
Der Mythos
Als sich das Volk der Babylonier einst anschickte, einen bis in den Himmel reichenden Turm zu bauen, strafte Gott es für seine Hybris, indem er die bis dahin allen Menschen gemeinsame Sprache verwirrte. Damit stoppte er das anmaßende Projekt: Denn wer sich nicht miteinander verständigen kann, kann auch nichts gemeinsam erbauen. So erzählt es der Mythos des Alten Testaments.
Die Gegenwart
Heute schießen längst die Bauwerke in den Himmel, und wir können per App nahezu jede Sprache mühelos in eine beliebige andere übersetzen. Die Menschheit ist über globale Produktionsketten und Warenströme so eng miteinander vernetzt wie nie zuvor – und der einzelne hat dabei längst den Überblick über die globalen Folgen seines Handelns verloren. Die Globalisierung erscheint als der zeitgenössische „Turmbau zu Babel“. Die weltweite Ausbreitung eines Virus hat uns nun in zuvor nicht gekannter Dringlichkeit bewusst gemacht, wie sehr wir als Menschheit zusammenhängen, und wie essentiell es ist, dies nicht mehr aus dem Blick zu verlieren. Zugleich ist in den westlichen Gesellschaften eine Debatte über den Gebrauch von „korrekter“ Sprache entbrannt, der die Gesellschaft zu spalten droht. Im nahen Umfeld aber gilt ebenso wie im globalen Zusammenhang: Friedliches Zusammenleben und das gemeinsame „Bauen“ an einer lebenswerten Zukunft lassen sich nur über gelungene Kommunikation verwirklichen. Wie aber kann Verständigung gelingen?
Die Umsetzung
Das von der Wuppertaler Musikerin Gunda Gottschalk initiierte „Post Babel-Projekt“ überträgt diese Frage und die Suche nach Antworten auf das Feld der Musik. Sechs Musiker*innen und zwei Schauspieler*innen setzen sich dem Chaos von Klang- und Sprachverwirrung aus und suchen nach Möglichkeiten, sich auf musikalischem Weg zu verständigen. Wie spielt z.B. das Marimbaphon die Klänge der Blockflöte nach, welche wiederum chinesische Sprache imitiert? Sprach-Wortfetzen oder auch Babylaute geben den Instrumentalisten akustische Vorlagen, denen sie klanglich nachspüren. Nach und nach kommt es zu einer Verselbstständigung und Verwandlung des musikalischen Materials, wenn sich die Musiker die Vorgaben zu eigen machen. Die Schauspieler interagieren mit den Musikern: Sprache wird Klang, und Klang wird Sprache. Durch die Mitwirkung einer Videokünstlerin erhält die Suche nach Lautäußerung eine zusätzliche visuelle Ebene. Die im Probenprozess entstandenen Elemente werden zu einer Art Suite zusammengefügt, die im Ablauf und in einzelnen Teilen reproduzierbar ist. Explizit gibt es aber auch Teile, bei denen die Musiker sprachlichen Vorgaben ad hoc nachspüren und sie für ihr Instrument übersetzen müssen. Diese Passagen sind dem Lernen vorbehalten und bilden zugleich den Prozess des Lernens für die Zuhörenden ab. Denn es ist die Bereitschaft zum Lernen, die es ermöglicht, dass aus der anfänglichen Klang- und Sprachverwirrung etwas wunderbares und vielstimmiges Neues entstehen kann – wenn alle bereit sind, sich mit Neugier und Offenheit auf das Fremde und Noch-Nicht-Verständliche einzulassen und aufeinander zu hören.
Post Babel – Das Ensemble
Gunda Gottschalk (Violine, Viola – Idee & Organisation) Gunda Gottschalk spielt improvisierte und zeitgenössische Musik und bringt ihre Klangarbeit in Verbindung mit Tanz, Theater, Film, Komposition, Bildender Kunst und Literatur. Mit ihren Ensembles ist sie europaweit auf Festivals für zeitgenössische und improvisierte Musik vertreten und gastierte in USA, Kanada, Mongolei, China, Myanmar und Russland. Sie hat bereits mehrere genreübergreifende Großprojekte initiiert und zur Aufführung gebracht: So das Musiktheater „Die 10 Gebote des Clowns“, den „Orchesteraustausch China“ sowie zwei große partizipative Opern mit den Wuppertaler Bühnen und 140 Kindern und Jugendlichen aus Wuppertal. In NRW belebt sie die Szene durch diverse Aktivitäten: Konzerte mit dem Ensemble „Partita Radicale“, das WIO-Orchester („ein Orchester dirigiert sich selbst“), die Reihe „soundtrips NRW“, die Programmgestaltung im „ORT“ der Wuppertaler Peter Kowald Gesellschaft und freie, Sparten übergreifende Projekte. Gunda Gottschalk lebt in Wuppertal.
Sebastian Gokus (Marimbaphon) Sebastian Gokus schloss 2018 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln die beiden Studiengänge „Pauke und Schlagzeug“ und „Instrumentalpädagogik“ ab. Schon vor seinem Studium wirkte er in zahlreichen Ensembles und Orchestern mit: U.a. wurde er mit dem Percussionensemble „Bi- Cussion“ 2009 Landessieger und 2012 Bundessieger beim Wettbewerb „Jugend Musiziert“; mit „Splash Percussion NRW“ reiste er für Konzerte nach São Paulo/Brasilien und Seoul/Süd-Korea. 2014 war er Gründungsmitglied des Ensembles 4beatz, aus dem 2019 auch das Duo „Beatwo“ entstanden ist; seit 2015 ist er Mitglied im interkulturellen Ensemble „Asambura“. Mit seinem Vater Harald Gokus konzertiert er regelmäßig als Schlagwerk-Orgel-Duo und tritt darüber hinaus in verschiedenen Besetzungen meist mit dem Marimbaphon auf. Seit September 2018 unterrichtet er außerdem Schlagwerk an der Rochus-Musikschule in Köln, wo er auch lebt.
Sebastian Gramss (Kontrabass) Der Kölner Kontrabassist Sebastian Gramss gilt seit Jahren als einer der führenden Köpfe der deutschen Musikszene im Bereich Jazz und zeitgemäße Musik. Tourneen und Konzerte führten ihn nach Afrika, Australien, Asien, Russland, USA, Indien, Japan und Mexiko sowie zu wichtigen Festivals und Clubs in ganz Europa. Gramss initiierte unzählige internationale Kooperationen und steht für langfristige Vernetzung der Musikkulturen weltweit. Er veröffentlichte über 30 CDs unter seinem Namen. In jüngster Zeit ist er u.a. mit dem Trio „Fossile 3“, „Slowfox“ und der Gruppe „States of Play“ unterwegs, sowie immer wieder mit „Sebastian Gramss ́ BASSMASSE“ mit bis zu 50 Bassistinnen und Bassisten. Er ist Dozent für Kontrabass und Ensemble an den Musikhochschulen in Köln und Osnabrück. Zudem ist er Initiator der internationalen Musikerresidenz „Samur“ des Goetheinstituts in Indien. 2013 und 2018 wurde er in der Sparte „Kontrabass“ mit dem Musikpreis ECHO ausgezeichnet.
Maximilian Hilbrand (Schauspiel) Maximilian Hilbrand übernahm nach seinem Diplom an der Hochschule Saarbrücken 1987 zunächst Engagements an diversen Theaterbühnen (Staatstheater Saarbrücken, Landesbühne Wilhelmshaven, Theater Trier, Staatstheater am Gärtnerplatz München, Städtische Bühnen Augsburg, Schauspiel Bonn). Seit 2004 arbeitet er freiberuflich und war seitdem in Produktionen u.a. in Amsterdam, Frankfurt a.M., Wien und Klagenfurt sowie in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen und in Sparten übergreifenden Projekten tätig (darunter in der Musikproduktion „Hard Boiled Wonderland“ von Sebastian Gramss). Als Sprecher produziert er außerdem Hörspiele und Hörbücher. Er lebt in Bonn.
Luise Kinner (Schauspiel) Luise Kinner studierte zunächst Operngesang am Musikinstitut in Halle, wechselte aber nach zwei Jahren an die Folkwang Universität Essen/Bochum, wo sie ihr Schauspielstudium 2015 mit dem Artist Diploma abschloss. In dieser Zeit spielte sie u.a. am Schauspielhaus Bochum, am Theater Oberhausen, am AL-Kasaba Theater in Ramallah und in Wuppertal und war anschließend von 2015 bis 2019 festes Ensemblemitglied am Münchner Volkstheater. Seit 2019 war sie u.a. am Theater Dortmund, am Saarländischen Staatstheater und an den Wuppertaler Bühnen als freie Schauspielerin engagiert. Außerdem arbeitet sie auch für Film-, Fernseh-, und Kinoproduktionen. Die gebürtige Kielerin lebt in Wuppertal.
Dodó Kis (Blockflöte) Dodó Kis studierte am Musik-Konservatorium in Amsterdam. Ihre Masterarbeit schrieb sie über den Dialog zwischen zeitgenössischer-, klassischer Musik und Popmusik im 21. Jahrhundert. Dieses Genre übergreifende Interesse zeigt sich auch in ihrer musikalischen Tätigkeit: Sie ist sowohl in der alten Musik („Royal Wind Music“ 2011-2019) vertreten als auch in zeitgenössischen und experimentellen Zusammenhängen, wobei sie ihr Instrumentarium zuweilen noch durch Live Elektronik erweitert. Mit ihren Ensembles (z.B. „Jerborah“, „aXolot“, „Décolo“) tourt sie international auf europäischen Festivals und in den USA. Als Bühnenmusikerin wirkt sie in diversen zeitgenössischen Musiktheaterproduktionen und in Sparten übergreifenden Kooperationen mit. Mit „EARsessions“ kuratiert sie regelmäßig eine Genre übergreifende Reihe im Bimhuis in Amsterdam, wo sie auch lebt.
Christian Lorenzen (Klavier und Live Elektronik) Der Pianist Christian Lorenzen hat seinen Schwerpunkt in der improvisierten Musik, wobei er sich im Spannungsfeld von Jazz, Neuer Musik und elektronischer Klangsynthese bewegt. Neben seiner akustischen Arbeit beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit der Erweiterung der Klangsprache des Wurlitzer E-Pianos durch Elektronik. Durch die Beschäftigung mit modularen Synthesizern hat er ferner einen sehr individuellen Weg gefunden, diese zusammen mit dem Flügel in einem elektroakustischen Kontext einzusetzen. Christian Lorenzen spielte Konzerte und Tourneen in Europa, China, Kanada und den USA und trat bei zahlreichen nationalen und internationalen Festivals auf (u.a. Moers Festival, Fusion Festival, Acht Brücken Festival Köln, Leverkusener Jazztage, Frischzelle Festival, Winterjazzfestival Köln, Philadelphia Film & Music Festival, Kroatische Musiktage, International Hyderabad Jazzfestival, Jazzfest Kolket, JIM Festival China). Er lebt in Köln.
Wasiliki Noulesa (Videokunst) Innerhalb der medialen Gegenwartskunst bringt Wasiliki Noulesa das bewegte Bild in Relation zu Tanz, Sprache, Klang, Musik und Raum. In ihrer Projektionskunst stellt sie in Live-Performances eine dichte Audio-Visuelle Beziehung her. Als Kulturschaffende ist sie in der freien Szene Wuppertals gut verankert: u.a. ist sie Mitbegründerin des Videomusiktheaters Wuppertal (mit Ute Völker und Caroline Keufen), und singt im Improvisationsorchester WIO. 2017 gestaltete sie die Videobühne zum Kinder-Opernprojekt „Pulcinella“ mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester an den Wuppertaler Bühnen. Darüber hinaus gestaltete sie zahlreiche Videobühnenbilder im In- und Ausland und performte im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt SaarLorLux, beim Theaterszene Europa Festival, bei der Studiobühne Köln u.a.m. Sie lebt in Wuppertal.
Ute Völker (Akkordeon) Ute Völker ist als Akkordeonistin auf freie improvisierte Musik spezialisiert. Sie konzertiert regelmäßig bei internationalen Festivals für improvisierte Musik, wo sie als Solistin und in verschiedenen internationalen Besetzungen auftritt. Sie ist Mitbegründerin des Ensembles für neue und improvisierte Musik „Partita Radicale“, dessen Arbeit sich auf die Entwicklung eigener Improvisationszyklen, Stummfilmvertonungen, Zusammenarbeit mit Komponisten und Theaterprojekte erstreckt. Darüber hinaus arbeitet sie in interdisziplinären Projekten mit Bildenden Künstlern, Videofilmern, Schauspielern, Literaten und Performern zusammen und produziert inklusive MusikTanzTheaterprojekte. Ihr Schaffen ist auf zahlreichen CDs dokumentiert. Ute Völker studierte Akkordeon und Tonsatz an der Musikhochschule Köln / Abteilung Wuppertal und anschließend Musikwissenschaften, Germanistik und Phonetik in Köln, Wien und Paris. Sie lebt in Wuppertal und arbeitet als Musikpädagogin an der Musikschule Bochum.
DIE FÖRDERER
„Post Babel“ wurde gefördert durch die Kunststiftung NRW, den Musikfonds e.V. und das Kulturbüro Wuppertal.